Destination 

28.11.2022
MA Jana Große Hokamp

Jana Große Hokamp, MA

Beraterin

Stuttgart, Deutschland

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Was können wir im Tourismus von Regionalen Entwicklungskonzepten bei LEADER lernen?

Im nächsten Jahr startet das Regionalentwicklungsprogramm LEADER des europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) in die neue Förderperiode 2023-2027. Voraussetzung für die Förderung ist die Einreichung eines Regionalen Entwicklungskonzeptes (REK), welches die Entwicklungsziele, -strategien und –projekte definiert, welche im Laufe der Periode gefördert werden sollen.
Koh>Partner hat die Regionen Bergisch-Sieg in Nordrhein-Westfalen und Ortenau in Baden-Württemberg in der Fortschreibung ihrer Regionalen Entwicklungsstrategien erfolgreich begleitet. Die Anträge beider Regionen wurden nun als förderungswürdig in das LEADER-Programm aufgenommen.
REK´s sind ein hilfreiches Planungsinstrument für die sektorenübergreifende regionale Kooperationen sowie die interkommunale Zusammenarbeit und Entwicklung. Sie setzen an den individuellen Stärken und Schwächen und daraus abgeleiteten Handlungsbedarfen einer Region an. Für die Erstellung des REK wird eine breite Bürgerbeteiligung, Kommunikation und Transparenz eingefordert. Die Handlungsfelder reichen von Daseinsvorsorge bis alternativer Mobilität, von Kulturlandschaftserhalt bis Kulturförderung, von Innenentwicklung bis Freizeitgestaltung, von Ehrenamt bis generationenübergreifenden Services. Durch die Vorgaben aus dem Green Deal der EU wird Klimaschutz und Klimaanpassung groß geschrieben.
Was können wir im Tourismus aus diesen Prozessen und den Ergebnissen lernen?

Partizipative Prozesse in der Tourismusentwicklung

Vom Fördermittelgeber wird eine intensive Beteiligung der Bürger im Planungsprozess gefordert. Zunehmend spüren wir im Tourismus Gegenwind und Skepsis zum Tourismus. Daher tun wir uns im Tourismus gut daran, bei der Erstellung von Tourismuskonzepten und Entwicklungsstrategien von Beginn an den Dialog mit Bürgern - und nicht nur Leistungsträgern - zu suchen und gemeinsam auszuloten, wie viel Tourismus der Region gut tut und sinnvoll ist.

Der jungen Generation eine Stimme geben

In beiden REK-Prozessen haben wir der nachfolgenden Generation in eigenen “Next-Generation-Workshops" eine Kommunikationsplattform geboten. Dabei standen vor allem aktive Akteure und Akteurinnen bis 35 Jahre im Fokus. Aus unserer Erfahrung bringen sie viel Empathie für die Region, neue Ideen und Interesse an einer gemeinsamen Entwicklung mit, verfügen über enormen Elan und suchen den Austausch und die Vernetzung. Sie wollen handeln und bewegen statt nur diskutieren und verhindern. Als zukünftiges Rückrat des touristischen Angebotes gilt es, diese Gruppe frühzeitig in das Tourismusmanagement der Region einzubinden.

Ganzheitliches Denken im Tourismus notwendig

Das REK und der Prozess nimmt die Region als Einheit und Gesamtkunstwerk wahr. Die Entwicklungsstrategien werden unter einem ganzheitlichen Blickwinkel betrachtet. Alternative Mobilität geht einher mit entsprechenden Besucherlenkungsmaßnahmen im Tourismus, regionale Produkte bilden die Basis für eine Daseinsvorsorge im Ländlichen Raum, Wirtschaft unterstützt regionales Wohnen. Das “Silodenken” in einzelnen Sektoren oder Themenbereichen wird aufgehoben. Der Tourismus als Querschnittsbranche ist hier besonders gefordert, zukünftig noch ganzheitlicher zu denken.

Breit denken, fokussiert handeln

In den REK-Prozessen galt es, viele Themen anzusprechen, zu diskutieren und die tatsächlichen spezifischen Handlungsbedarfe der Region zu klären und zu definieren. Die Herausforderung lag im Spagat, auf der einen Seite ein breites thematisches Förderspektrum zu ermöglichen, auf der anderen Seite aber auch ein klares regionales Profil zu entwickeln. Da es sich bei den REK´s um einen Leitfaden für die spätere Förderung von Projekten handelt, werden dort neben der Vision, den Handlungsfeldern und Zielen auch konkrete Maßnahmen und Starterprojekte definiert. Wichtig ist dabei, dass hier alle Beteiligten die Möglichkeit (und Pflicht) haben, Projekte vorzuschlagen und einzubringen. Auch im Tourismus gilt es stärker, ganzheitlich und breit zu denken und dennoch fokussiert zu handeln. Schwerpunkte zu setzen und Projekte zu sammeln, priorisieren und ausgewählte Projekte zu konkretisieren.

Zielsystem_Ortenau

Nachhaltigkeit als Standard

Die zuvor angesprochene ganzheitliche Denkweise wurde in den REKs immer vor dem Hintergrund der Bedürfnisse der Region und einer Nachhaltigen Entwicklung für die Region gedacht. Während bei Bergisch-Sieg der Schwerpunkt auf dem Ehrenamt und der Daseinsvorsorge in lebendigen Dörfern sowie Perspektiven für die Jugend liegt, verschreibt sich die Ortenau mehr dem sozial- und umweltverträglichen Tourismus sowie dem Erhalt der Kulturlandschaft und Förderung regionaler Produkte und Anbieter. In allen Themenfeldern schwingt der Grundgedanke der Nachhaltigkeit der Region durchgehend mit. Bei der Projektbewertung gibt es konkrete Vorgaben aus dem Bereich Soziales, Wirtschaftlichkeit und Ökologie. Eine nachhaltige Grundhaltung ist durchaus auch für touristische Planungen und Projekte wichtig.

Insgesamt zeigt sich, dass in der Tourismusplanung und –entwicklung viele Ideen aus dem REK-Prozess übernommen werden können. Kohl>Partner hat diese Zeichen bereits vor einigen Jahren erkannt und in verschiedenen touristischen Regionen statt reinen Tourismuskonzepten sogenannte Lebensraumkonzepte erstellt, bei denen diese Erfahrungen schon eingeflossen sind.

Wir freuen uns, dass beide Regionen für die LEADER-Förderperiode 2023-2027 ausgewählt wurden und wünschen ihnen einen guten Start und viel Erfolg bei der Umsetzung.

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