Lebensqualität  Destination 

06.04.2022
Mag. Werner Taurer

Mag. Werner Taurer

Managing Partner

Villach, Österreich

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Datenbasierte Besucherlenkung:
Wo Sie in Ihrer Region konkret ansetzen können

Ein wesentliches Phänomen des Tourismus ist, dass auf begrenztem und meist sehr attraktivem Raum eine Vielzahl an Menschen und Ansprüchen aufeinandertreffen. Schließlich sollen die schönsten Orte dieser Welt doch uns allen offenstehen, oder? Irgendwie schon, aber irgendwie auch nicht. Denn dort, wo es einfach ein Zuviel an Besuchern wird, entsteht Überlastung. Und mit unserem Entdeckerdrang und Genusswunsch zerstören wir am Ende vielleicht sogar gerade das, was uns so lieb ist. In solchen Situationen werden immer öfter Rufe nach Lenkungsmaßnahmen laut, nach einem respektvolleren Umgang mit unserer Umwelt, der unsere Naturschätze und Kulturplätze nicht weiter an ihre Belastungsgrenzen bringt. Doch wie kann uns das tatsächlich gelingen? Und wie kann uns die Digitalisierung dabei helfen?

Datenbasierte Besucherlenkung

In diesem Fachbeitrag möchten wir Ihnen einen ersten Überblick zu den zahlreichen Maßnahmen geben, mit denen Besucherlenkung in einer Region stattfinden kann. Dabei muss eines klar gesagt werden: Eine Patentlösung gibt es nicht. Und auch kein Einzelkämpfertum. Denn jede Destination und jede Ausgangslage ist anders und es braucht die Zusammenarbeit einer Vielzahl von Akteur:innen. Das Ziel soll es sein, die Hintergründe und Ursachen von „Overtourism“ oder „Overcrowding“ an bestimmten Standorten aufzudecken und vor Ort individuell darauf zugeschnittene Lösungen zu entwickeln. So entstehen ganzheitliche Konzepte für Regionen und eine hohe Erlebnisqualität für Besucher:innen.

Grafik Besucherlenkung

Ansätze zur Besucherlenkung können stets als ein Maßnahmenbündel verstanden werden. Grob betrachtet setzen sie auf zwei Ebenen an: Einmal geht es um regionsübergreifende Ansätze, die sich insbesondere im Bereich der Raum- und Landschaftsplanung sowie der Infrastrukturentwicklung abspielen. Auf der anderen Ebene handelt es sich um einzelne Maßnahmen für die sogenannten „neuralgischen Punkte“, also Attraktionspunkte und Schlüsselstellen, an denen es aufgrund intensiver Besucherströme zu besonders intensiven Belastungserscheinungen kommt. Hier haben wir diese Handlungsfelder für Sie weiter aufgeschlüsselt und gleich mit konkreten Beispielen hinterlegt:

Allgemeine Raum- und Landschaftsplanung

A) Infrastruktur
Wo es immer wieder zu Engpässen kommt, ist es eine Möglichkeit, die vorhandene Infrastruktur zu erweitern und anzupassen. Beispiele sind hier eine optimierte Verkehrsplanung, das Schaffen zusätzlicher Parkmöglichkeiten, eine Erweiterung von Ticketverkaufsstellen, eine Verbreiterung von Rad- und Wanderwegen sowie der Aufbau von Besucherzentren mit entsprechenden Versorgungsmöglichkeiten.

B) Zonierung
Häufig entstehen Probleme dadurch, dass sich Besucherströme auf unkontrollierte Weise im gesamten Naturraum ausbreiten. Trends wie E-Mountainbiking und Skitourengehen, aber auch Plattformen wie Outdooractive haben diese Entwicklung weiter befeuert. Hier ist beispielsweise ein Zugang, die Erlebnisräume einer Destination in Zonen zu unterteilen. Es muss klar definiert und kommuniziert werden, welche Bereiche für eine intensive touristische Nutzung zur Verfügung stehen und wo es sich um klare Schutzzonen und Taburäume handelt.

Wichtig ist es auch hier, die Infrastruktur entsprechend anzupassen. Etwa indem der Ausbau generell an gewissen Punkten der Destination gebündelt wird und attraktive Angebote – wie etwa Downhill-Strecken und Bikeparks – geschaffen werden.

Einzelmaßnahmen an neuralgischen Punkten

A) „Harte“ Maßnahmen
Unter diese Kategorie fallen alle offiziellen Verordnungen und Verbote. Dabei kann es sich etwa um gestaffelte Parkgebühren, Geldstrafen, Kontrollen durch autorisierte Personen oder Abzäunungen handeln. Jedoch auch um Formate wie fixe Umweltabgaben und Eintrittspreise bzw. Nutzungsgebühren für das Betreten bestimmter Zonen, deren Erlös wiederum für Erhalt und nachhaltige Entwicklung genutzt werden kann.

Da hier Konfliktpotenziale entstehen können, ist es essenziell, diese Maßnahmen transparent zu gestalten. Es geht darum aufzuzeigen, warum sie wichtig sind und wie die daraus resultierenden Gelder im besten Sinne der Region und des Besuchserlebnisses eingesetzt werden.

B) „Sanfte“ Maßnahmen
Diese Kategorie bündelt drei verschiedene Zugänge, die darauf abzielen, ohne offizielle Vorschriften und große Infrastrukturmaßnahmen zu einer besseren Steuerung von Besucherströmen beizutragen. Dazu zählen:

Barrieren & Ablenkung: Erklärtes Ziel ist es, bestimmte Pfade weniger attraktiv zu machen als andere. Durch sanfte Hindernisse, wie etwa Bepflanzung, Holzbarrieren oder Bojen, wird Besucher:innen signalisiert, dass es besser wäre, einen anderen Weg einzuschlagen.

Hinführung & Anziehung: Hier geht es um die positive Bestärkung und das Wecken von Entdeckerlust und Sehnsüchten. Dazu zählen ein interessant angelegtes, gut gepflegtes und klar markiertes Wegenetz, attraktive Angebote wie etwa Spielplätze, Aussichtsplattformen und Verpflegungsmöglichkeiten, aber auch spielerische Ansätze, wie man sie aus der touristischen Erlebnisinszenierung kennt. Wir werden also so neugierig darauf gemacht, bestimmte Wege einzuschlagen, dass uns die anderen gar nicht mehr so interessant vorkommen.

Information & Bewusstseinsbildung: Nur wenn wir verstehen, warum gewisse Zonen besonders schützenswert sind und die Notwendigkeit von Steuerungsmaßnahmen besteht, sind wir auch bereit, uns wirklich daran zu halten. Im Vordergrund steht hier die Arbeit mit Multiplikator:innen und Meinungsbildner:innen in der Region, die Durchführung von regelmäßigen Schulungen, Info-Veranstaltungen und Vorträgen, die Bewusstseinsbildung z.B. bei touristischen Mitarbeiter:innen und Vermieter:innen sowie die Produktion hochwertiger Erklärvideos und Broschüren.

Bevor wir bei der Besucherlenkung ins Tun kommen, sollte zuerst unsere Datengrundlage passen. Nur so können wirklich fundierte und nachhaltige Entscheidungen getroffen werden.

Wo auch immer Sie in Ihrer Region ansetzen wollen, lohnt es sich, zuerst einen Schritt zurückzugehen und Ihre Entscheidungen auf verlässlichen Informationen aufzubauen. Gerade beim eigenen Lebensraum werden Diskussionen rund um Überlastungsentscheidungen und Lenkungsmaßnahmen häufig sehr emotional geführt. Hier helfen Methoden wie eine datenbasierte Besucherstromanalyse Entscheidungsträger:innen einen objektiven Blick auf die Situation zu gewinnen und die wichtigsten Stellschrauben für ihre Region zu identifizieren.

Diese Erkenntnisse werden idealerweise in ein ganzheitliches Besuchermanagementkonzept eingebettet. So kann gemeinsam mit Schlüsselfiguren vor Ort an einer nachhaltigen Entwicklungsperspektive für die Zukunft gearbeitet werden, die sowohl auf digitaler als auch analoger Ebene ansetzt.

Sie wollen tiefer ins Thema eintauchen? Bei unserem Seminar „Datenbasierte Besucherlenkung“ zeigen wir gemeinsam mit einem Experten für Besucherstromanalysen die vielfältigen Möglichkeiten des datenbasierten Besuchermanagements auf und entwickeln gemeinsam maßgeschneiderte Ansätze für Ihre Destination.

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